Werkstatt um 1940
Arbeitstisch mit
Pigmentschubladen 6)
Diese Malerwerkstatt mit Pigmenten, Bindemitteln, Werkzeugen und Geräten war von 1928 -1960 in Willigen (Rheinland-Pfalz) in Betrieb.
Charakteristisch für die damalige Zeit war das umfangreiche Trockenfarbensortiment. Dieses benötigte der Maler, um sich seine Anstrichmittel selbst anzurühren. Vorstreichfarben wurden aus Trockenpigmenten und Leinöl mit entsprechender Verdünnung hergestellt. Für die Schlusslackierung setzte man gern Fertigprodukte der Lackindustrie ein.
In der Farbquetsche mit Sieb wurden Farbreste gesammelt und als Vorstreichfarbe wiederverwertet.
Auf der Knetplatte wurde aus Leinöl und Kreide Kitt hergestellt, denn viele Maler, hauptsächlich im ländlichen Bereich, führten auch Glasreparaturen aus. Typisch aus dieser Zeit sind auch die eisernen Streicheimer. Unverwüstlich, gradlinig, ineinander stapelbar und ohne oberen Rand, so dass man nach Arbeitsende Farbreste sehr gut auslaufen lassen konnte.
Die Werkstatt wurde am Samstagnachmittag aufgeräumt, zu den besonders unangenehmen Aufgaben - die meist vom Lehrling zu erledigen waren - gehörte das gründliche Reinigen der Farbeimer.
Eine große Anzahl von Musterrollen zur Wanddekoration mit entsprechenden Rollgeräten ist ausgestellt. In den Kriegsjahren, als die Tapeten knapp waren, kamen diese Geräte zum Einsatz. Ebenfalls in den Neubauten der 50-Jahre des vorigen Jahrhunderts, weil zur besseren Bauaustrocknung und zur Beseitigung von Setzrissen in den ersten 1-2 Jahren nicht tapeziert werden sollte. Dieses war eine preiswerte Dekorationsmöglichkeit für die Neubau-Wandflächen.
Das Rollgerät besteht aus einer Farbwanne mit rückseitigem Handgriff. An der Vorderseite sind zwei seitliche Führungen, in denen die Musterrolle und zwei Speiserollen eingeklemmt werden. Durch das Rollen an der Wand drehen sich auch die Speiserollen in der Farbwanne und transportieren die Farbe auf die Musterwalze. Es gibt auch Rollgeräte mit geteilter Farbwanne, dadurch konnte mit einem Rollgang ein zweifarbiges Muster aufgetragen werden.
In dieser Werkstatt fehlt die so genannte „Lammfellrolle”, mit der heutzutage Farbanstriche auf größere Flächen Zeit- und Kraft sparend aufgetragen werden. Vor dieser „Lammfellrollenzeit” benutzten die Maler Stupfbürsten, um Anstrichflächen durchzustupfen, damit aus dem Pinselstrichmuster eine leicht körnige, strichfreie Farbfläche entstand.
H.P.-Z. 2012
Reklame der Firma Spangenberg 7)
Historische Dosen 6)
Unterschrank mit Trockenfarben-Schubladen 3)